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Rezension: Das Ende von Social Media

Den Autor dieses Buches, Dominik Ruisinger, kenne ich seit vielen Jahren. Beide sind wir begeisterte Teilnehmende des BarCamps Content Strategy, das seit über 10 Jahren am Mediencampus der Uni Darmstadt in Dieburg stattfindet. Diskussionen um das Thema Content – und damit auch Social Media – sind dort selbstverständlich. Daher war ich direkt Feuer und Flamme, als ich hörte, dass Dominik ein Buch zum „Ende von Social Media – Warum wir digitale Netzwerke neu denken müssen“ geschrieben hat. Direkt beim Verlag bestellt und gelesen, kommt nun meine Rezension für Sie.

Doch nicht nur meine Bekanntschaft mit Dominik hat mich magisch zum Verschlingen dieses Buches gebracht. Wie häufig habe ich mich mit anderen Kommunikationskollegen ausgetauscht, dass wir von „Social“ Media enttäuscht sind, uns über Werbung und den Algorithmus ärgern und uns aus Unternehmenssicht fragen: Hat das zeit- und kostenintensive Engagement in Social Media überhaupt noch einen Zweck? Warum fühlt sich das alles so sinnlos an?

Last, but not least: Vor vielen Jahren hatte ich Jaron Laniers eher dystopisches Buch „10 Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst“ begeistert gelesen und rezensiert. Dominiks Buch war für mich die logische Fortsetzung der dystopischen Lanier-Lektüre.

So viel vorweg: Dystopisch, also eine weitere düstere Prophezeiung ist „Das Ende von Social Media“ in keinster Form. Eher auf 212 Seiten ein Weckruf an Unternehmen, Organisationen und Menschen, sich neu mit den digitalen, nicht mehr wirklich als „social“ zu bezeichnenden Medien zu beschäftigen.

Inhalt von „Das Ende von Social Media“

In sechs Kapiteln nimmt uns der Autor Dominik Ruisinger, Berater für strategische und digitale Medien, auf eine Reise durch die Geschichte der Social Media – von den Anfängen bis zum heutigen Status Quo:

  1. Intro: Was der Begriff „Ende“ bedeutet
  2. Social Media: Ein schöner Gedanke
  3. Der Weg der Entfremdung
  4. Zwischenfazit: Die Zeichen des Wandels
  5. Das Revival der integrierten Kommunikation
  6. Schade: Abschied von „Social“

Im Folgenden entnehmen Sie stichwortartig die Veränderungen, die der Autor in seinem Buch ausführlich beschreibt:

FrüherHeute
Austausch mit Freunden/ NetzwerkenKonsumieren von Inhalten
Social GraphInterest Graph
Posten / eigenständiges Erstellen von BeiträgenKonsumieren von Beiträgen
Von Menschen erstellte BeiträgeKI-generierte Inhalte
Öffentliches Posten von UpdatesUpdates werden privat über Messengern oder geschlossene Gruppen geteilt
Selbst gestalteter Feed„Algo Media“ gestalten unseren Feed
Organisches WachstumReichweite und Sichtbarkeit über Werbung

Was bedeutet dies nun für Unternehmenskommunikatoren?

Plastisch schildert Ruisinger die Veränderungen von Social Media und deren Auswirkungen – auch für die Kommunikationsabteilungen von Unternehmen und Organisationen. Für Kommunikationsfachleute gibt Ruisinger im Kapitel 5 auf 60 Seiten hilfreiche Tipps, wie mit den veränderten Social Media umzugehen sei. Der Autor rät nicht zur Vermeidungsstrategie, sondern zum besseren Verständnis der heutigen Funktionsweise auf den „digitalen, und nicht mehr Social Media“.

Die verlorene Sichtbarkeit und geringere Reichweite der jüngeren Zeit lassen sich nicht durch noch größere Social-Media-Abteilungen und noch mehr Content wiedergewinnen. Klassische Tugenden, wie klare Definition von Zielen, Zielgruppen und zielgruppengerechten Content, ergänzt um Paid Media und das Verlassen von geschätzten Plattformen führen zum Ziel; ergänzt um die Reaktivierung von eigenen Medien (Website, Blog, Newsletter) und den Aufbau eigener Communities.

Für wen ist dieses Buch geeignet?

Unabhängig davon, ob Sie wie ich in der Kommunikations-/Marketingbranche arbeiten, dürfte das Buch für Sie interessant sein, wenn Sie ein diffuses Gefühl bzgl. der Nutzung von Social Media haben. Vielleicht stellen Sie sich die folgenden Fragen: Warum habe ich keinen Spaß mehr bei der Nutzung? Warum sehe ich keine Beiträge meines Netzwerkes oder meiner Freunde mehr? Wie werde ich zukünftig Facebook, Instagram & Co. nutzen?

Menschen, die sich beruflich mit Social Media beschäftigen, kann ich es ebenfalls empfehlen. Dominik zeigt hervorragend auf, wie sich Social Media bis dato entwickelt haben und was das für Unternehmen, Institutionen und Organisationen bedeutet. So viel sei gesagt: Es geht nicht ohne ein Umdenken der bisherigen „Social-Media-Strategie“. Warum zieht mein Content nicht mehr? Warum verlieren wir beständig an Sichtbarkeit und Reichweite?

Was mir an „Das Ende von Social Media“ gefallen hat

Welch eine Zeitreise in die jüngste Vergangenheit von knapp 20 Jahren! Kundig und kurzweilig beschreibt Dominik die Entwicklung von Social Media – von der Idee, Menschen weltweit zusammenzubringen, bis zu den heutigen digitalen Medien-, Werbe- und Entertainment-Plattformen.

Vielfach habe ich genickt, vielfach hat der Autor das „Gefühl“ der Veränderung treffend in Worte gefasst. Social ist an Facebook & Co. kaum noch etwas. Wir müssen sie als digitale Unterhaltungsplattformen begreifen! Dabei appelliert Dominik an Kommunikationsverantwortliche:

  1. Denkt und handelt zukünftig bei den digitalen Medien strategisch integriert
  2. Lasst die Menschen in euren Organisationen sprechen
  3. Bereitet euren Content gezielt auf, v. a. kanalspezifisch, strukturiert und teilbar

Vor allem im Kapitel 5 erwartet Sie Tipps, wie Sie Ihre Social-Media-Arbeit an die veränderten Verhältnisse für die nunmehr „Digitalen Medien“ anpassen sollten.

Kleine Wermutstropfen

Englischkenntnisse: Für dieses Buch sollten Sie – wenn Sie alles lesen wollen – Englischkenntnisse besitzen. Zitate englischsprachiger Autoren gibt Dominik Ruisinger in Originalsprache in seinem Buch wieder. Mir bereitet dieser Wechsel zwischen deutschen Ausführungen des Autors und englischen Zitaten kein Problem; doch Sie sollten dies zumindest vor einem potenziellen Kauf wissen.

Layout: Ich mag Fachbücher mit festem Einband und einer ordentlichen Buchbindung. Das fehlt diesem Buch. Leider hat es einen „Labber“-Einband (soft cover). Der ist jetzt schon verformt und an den Ecken leicht geknickt, – das fühlt sich nicht besonders wertig an. Außerdem bedeutet die Leimbindung, dass ich das Buch nicht einfach auf dem Tisch aufschlagen kann und es an dieser Stelle liegen bleibt. Nein, immer wieder klappt es zu. Letzteres nervt mich beim Lesen kolossal.

Fazit zum „Ende von Social Media“

Das Buch von Ruisinger ist ein lesenswertes Stück Zeitgeschichte zur Entstehung und Entwicklung von Social Media und ein gutes Plädoyer für eine zeitgemäße, integrierte Kommunikation in Anbetracht deren Entwicklung hin zu – einfach nur – „digitalen (Werbe-)Medien“.

Dominik Ruisinger: Das Ende von Social Media
1. Auflage, Mai 2024
Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft, Steuern, Recht GmbH, Stuttgart
ISBN Print 978-3-7910-6265-5
€ 25,00 [D]

Reinschnuppern in die Leseprobe des Verlages (inkl. Autorenportrait und Inhaltsverzeichnis)

Website und Blog von Dominik Ruisinger

Viel Vergnügen bei der kleinen Zeitreise in die jüngere Vergangenheit der „neuen Medien“ sowie beim Anpassen Ihrer SocialDigital-Media-Arbeit!

Ihre Manuela Seubert

PS: Sie lesen gerne Fachbücher rund um Kommunikation? Dann schauen Sie sich meine anderen Rezensionen an. Vielleicht finden Sie etwas, was Sie noch nicht gelesen haben.

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